Josef Anger & Söhne - ein Industriebetrieb in Hernals

Die Maschinenfabrik und Eisengießerei Josef Anger & Söhne war für viele Jahrzehnte einer der wichtigsten Arbeitgeber und ein bedeutendes Industrieunternehmen im früheren Vorort und späteren Wiener Gemeindebezirk Hernals. Mittlerweile ist die Erinnerung an die Familie Anger und die wirtschaftliche Leistung des Familienbetriebs bereits verblasst, doch in den Quellen von ZEDHIA finden sich zahlreiche Einträge zum Unternehmen.

Die gesamte Geschichte des Unternehmens Josef Anger & Söhne bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurde in einem Artikel im Bereich "Industrielle Monographien" der Zentralkataster von 1903 und 1908, jeweils im Band I für Wien, zusammengefasst. Am Beginn steht die Auswanderung von Josef Anger (senior, vgl. Bild unten) nach Amerika.

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In den Vereinigten Staaten machte Josef Anger in den damals weltweit führenden Industrieunternehmen wertvolle Erfahrungen und erwarb sich technische Kenntnisse, die besonders für die Herstellung von Nähmaschinen von großer Wichtigkeit sein sollten. Mit diesem amerikanischen Know-How und seiner Reputation als "Amerikaner" machte sich Josef Anger nach seiner Rückkehr nach Wien bald einen allseits bekannten Namen und baute sich, aus bescheidenen Anfängen, einen ansehnlichen Industriebetrieb in Hernals auf. 

Bemerkenswert ist, dass J. Anger sen. bei der amerikanischen Firma Singer die damals modernsten Produktionsmethoden und Technologien kennenlernte, auf deren Basis er selbst sogleich neue technische Verbesserungen und Patente erarbeitete, die er mit zurück nach Europa nahm. Zu seinen Kollegen bei der Firma Singer in den USA zählten auch die Herren Georg Neidlinger und Joseph Wertheim (vgl. Eintrag in Wikipedia), die ja gleichfalls höchst erfolgreiche europäische Geschäftsleute nach ihrer Rückkehr aus Amerika werden sollten.

Einige grundlegende Informationen zur frühen Geschichte des Unternehmens finden sich sehr gut zusammengefasst in der "Industriellen Monographie" zum Unternehmen Josef Anger & Söhne  im Zentralkatasters von 1908:

Neben dieser wohlmeinenden und werbenden Beschreibung der frühen Geschichte von Josef Anger sen. und seines Unternehmens im Zentralkataster, gibt es viele weitere Quellen im Bestand von ZEDHIA, mit deren Hilfe Details zur Geschichte der Firma belegt werden können. 

So wurde am 9. Oktober 1865, wie das Amtsblatt zur Wiener Zeitung vom 11.11.1865 berichtet, ein Privilegium verliehen und zwar:

Dem Joseph Anger, Mechaniker in Wien, auf eine Verbesserung der Nähmaschinen auf eine Dauer von zwei Jahren.

Das Privilegium wurde 1867 und 1869 und auch danach noch mehrfach verlängert, bis es 1873 nach Zeitablauf erlosch.

Die Markenregistrierung des Josef Anger findet sich im Amtsblatt vom 17.09.1872:

Register-Nr. 899 — Am 5. August 1872, Vormittags 11 1/2 Uhr. — Joseph Anger, Nähmaschinenfabricant aus New-York. Domicil in Hernals Nr. 351. — Für die Fabrication von Nähmaschinen in Wien. Marke. Medaille von weißem Metall. Auf demselben ein Manneshaupt und die Umschrift : „Joseph Anger aus New-York. Schutzmarke der patentirten Nähmaschine" gepreßt.

Ein offener Wechsel erschien auch im Amtsblatt vom 06.04.1875 und einigen der folgenden Ausgaben: 

Joseph Taßler u. Barbara Taßler.
Von dem k. k. Handelsgerichte in Wien wird hiemit dem Herrn Joseph Taßler und Frau Barbara Taßler, zuletzt wohnhaft Fünfhaus, Palmgasse 3, derzeit unbekannten Aufenthaltes, erinnert: Es habe wider dieselben Herr Joseph Anger, Fabricant in Hernals, durch Dr. A. Müller auf einen gezogenen, von Herrn Joseph Anger am 22. August 1871 ausgestellten, von dem Herrn Joseph Taßler und Frau Barbara Taßler acceptirten. an eigene Ordre und auf den Betrag von 450 fl. lautenden, am 1. December 1872 zahlbar gewesenen Prima-Wechsel unterm 30, März 1875, Z. 59996, die Zahlungsauf lage von 415 fl. ö. W. fammt 6perc Interessen vom 2. December 1872 und 20 fl. 3 kr. ö. W. Gerichtskosten erwirket, wornach die diesfällige Verordnung wegen deren gegenwärtig unbe kannten Aufenthaltes dem für dieselben von Amtswegen aufgestellten Curator Herrn Hof- und Gerichtsadvocaten Dr. Phil. Türkel zugestellt wurde. [4919-1] Wien, am 30. März 1875.

Kundmachungen über unbeglichene Wechsel und Gläubiger die unbekannten Aufenthalts verschwunden waren erschienen regelmäßig im Amtsblatt.

Wie vielfältig die Interessen und der Erfindungsreichtum des Josef Anger war, lässt sich an den weiteren Patenten des Hauses Anger ersehen, so im Amtsblatt vom 25.01.1877 ein Privilegium "auf eine eigenthümliche Kaffeereibmaschine".
Da dieses Privilegium nach zwei Jahren nicht verlängert wurde, dürfte es nicht besonders bedeutsam gewesen sein, wohingegen dieses Patent vom 18. Juli 1879 weitaus wichtiger gewesen sein dürfte:

3. Dem Maschinenfabricanten Joseph Anger & Söhne in Hernals bei Wien, Hauptstraßs Nr. 122, aus eine Nähmaschine zur Verfertigung von Strohhülsen zur Umhüllung von Flaschen, unterm heutigen Tage für die Dauer von zwei Jahren.

Das neuentwickelte Verfahren wurde mit dem dazugehörigen Patent bald danach, laut Amtsblatt vom 25.04.1880 bereits am 3. Jänner 1880, an Andreas Saxlehner übertragen:

1. daß Joseph Anger & Söhne das denselben unterm 18. Juli 1879 auf eine Nähmaschine zur Verfertigung von Strohhülsen zur Umhüllung von Flaschen ertheilte Privilegium mittelst Cession ddo. Wien, 3. Jänner 1880 an Andreas Saxlehner, Eigenthümer der Hunyadh Jänos-Bitterquelle in Budapest, vollständig übertragen haben

Das Privileg wurde anscheinend sehr geschätzt und insgesamt fünfzehnmal verlängert, bevor es im Jahr 1895 auslief.

Auf einem Bild, welches im Zentralkataster Band I, Wien von 1903 veröffentlicht wurde, sind die Fabriksgebäude in Wien-Hernals zu sehen:

Das Unternehmen wurde von Josef Anger sen. und seinen Söhnen seit 1881 als offene Gesellschaft geführt, wie etwa aus diesem Eintrag im Amtsblatt ersichtlich ist:

Die Firmen: Josef Anger & Söhne in Hernals, Hauptstraße Nr. 124. Offene Ges  ellschaft seit 1. April 1881. Offene Gesellschafter sind: Joseph Anger senior, Joseph Anger junior, Franz Anger und Alois Anger, sämmtlich Maschinenfabricanten, in Hernals wohnhaft. Das Vertretungsrecht der Gesellschaft steht den offenen Gesellschaftern Joseph Anger sen. und Joseph Anger jun., und zwar jedem derselben selbstständig zu.

Nur kurze Zeit später wurde die Familie von mehreren Schicksalsschlägen getroffen. Zuerst starben Josef Anger sen. 1882 und danach sein ältester Sohne Josef Anger jun. 1885. Die Familie veröffentlichte zahlreiche Anzeigen zum Tod von Josef Anger senior in diversen Zeitungsblättern, so auch im Neuigkeits Welt Blatt vom 17.03.1882, worin es u.a. heißt, dass

Josef Anger,
Maschinen-Fabrikant, Bürger der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Realitätenbesitzer etc., ...

nach langem Leiden verstorben war.

Zur Entstehung des Unternehmens, zum Tod von Josef Anger und seines ältesten Sohnes und der danach bestehenden Situation schreibt die Buchdrucker-Zeitung vom 23. Juni 1887, Nr. 25, S. 262:

Hier mögen noch einige Daten über die Gründung und Einrichtung der Fabrik folgen. Josef Anger sen., geboren am 1. Mai 1823 zu  Zuflucht in Deutschböhmen, erlernte in Wien das Schlosserhandwerk  und arbeitete später in der Buchdruck-Schnellpressenfabrik von Müller  (später Löser). 1850 wanderte er mit seiner Frau nach Amerika  aus und wählte New-York zu seinem bleibenden Aufenthalte, wo er nach Ueberwindung vieler Schwierigkeiten endlich in der grössten  und bekanntesten Schnellpressenfabrik Hoe und später bei Hampel Arbeit fand. Durch Zufall kam er nach längerer Zeit in die grosse  Nähmachinenfabrik der Singer Manufacturing Company und da dieser  Industriezweig damals ganz neu war, wendete er seine ganze Aufmerksamkeit und Eifer diesem zu, gründete eine selbständige Fabrik und construirte selbst eine derartige Maschine, welche sich in den weitesten Kreisen des besten Rufes erfreute. Im .lahre 1866 musste er in Folge geschwächter Gesundheit ein anderes Klima aufsuchen, liess die dortige Fabrik auf und ühersiedelte unter Mitnahme sämmtlicher Hilfsmaschinen nach Wien, wo er die jetzt  bestehende Fabrik in sehr kleinem, bescheidenem Masse gründete,  welche in den fedgenden Jahren durch Zubauten zur jetzigen Grösse  heranwuchs. Der Bau seiner ersten Buch- und Steindruck-Schnellpresse fiel in das Jahr 1872, und fanden die erzeugten Maschinen bei den Ausstellungen 1873 und 1880 in Wien, 1882 in Triest  und 1883 in Budapest den besten Anklang und ehrenvolle Anerkennung. Im Jahre 1881 traten die Sühne als öflentliche Gesellschafter bei, doch konnte Josef Anger sen. leider nicht mehr die  Früchte seines strebsamen Wirkens geniessen, da er am 14. März 1882 das Zeitliche segnete. Ihm folgte am 10. Juli 1885 sein ältester Sohn Josef, und heute leitet diese Abtheilung im Maschinenbaue Franz Anger, welchem sein Bruder August hilfreich zur Seite steht.  Der Arbeiterstand beträgt gegenwärtig ca. 200 uud steht der Bau der tausendsten Schnellpresse in naher Aussicht.

Dazu der Eintrag im Amtsblatt vom 21. Dezember 1887 aus welchem die Vertretungsrechte der Gesellschaft nach dem Tod von Josef Anger sen. und jun. hervorgehen:

Bei der Firma: Josef Anger & Söhne wurden die bisherigen offenen Gesellschafter Josef Anger senior und Josef Anger junior über Ableben gelöscht. Unter Einem wurde August Anger, Maschinenfabricant in Hernals, als offener Gesellschafter, — und das jedem der beiden früheren offenen Gesellschafter Franz Anger und Alois Anger selbstständig zustehende Vertretungsrecht eingetragen.

Charakteristisch für das Geschäftsmodel des Josef Anger war, dass er auf seinem Fabriksgelände eine amerikanische Fahne wehen ließ und in diversen Anzeigen unter "Josef Anger aus New York" auftrat, um seine amerikanisch geprägte Modernität und technische Fortschrittlichkeit zu betonen.

Josef Anger vergaß bei all seinen wirtschaftlichen Bemühungen nicht, an seine soziale Verantwortung als Industrieller und großer Arbeitgeber zu denken. Dazu heißt es im Wien Geschichte Wiki (abgerufen am 08.11.2019):

Die "Angerstiftung" kam bedürftigen Hernalser Schulkindern zugute; für seine Arbeiter errichtet er Sozialbauten. 

In Gedenken an sein Schaffen wurde die Angergasse in Wien nach ihm benannt.

In kurzer Folge starb nach seinem ältesten Sohn auch August Anger, wie aus dem Amtsblatt vom 29.10.1890 hervorgeht:

Bei der Firma: Josef Anger & Söhne wurde der offene Gesellschafter August Anger über Ableben gelöscht, und gleichzeitig Wilhelm Anger als offener Gesellschafter eingetragen.

Die Serie an Unglücksfällen war damit noch nicht beendet, denn nur wenig später starb auch das Familienmitglied Wilhelm, was im Amtsblatt vom 12.06.1895 registriert wurde:

Bei der Firma: Josef Anger & Söhne wurde der offene Gesellschafter Wilhelm Anger über Ableben gelöscht.

Einen Eindruck von der Vielfältigkeit der Angebote von Josef Anger & Söhne um die Jahrhundertwende gibt dieses ganzseitige Inserat aus dem Österreichischer Zentralkataster 1903, Band 1:

Josef Anger_Söhne_ZK_1903_Inserat

In den Berichten über die Industriellenfamilie Anger ist auch immer wieder der große Immobilienbesitz erwähnt worden. Bei einer Recherche in ZEDHIA findet sich z.B. im Häuser-Kataster Wien 1911 Heft 5: Margareten ein Eintrag für das 1887 erbaute Haus in der Kohlgasse 14/Leitgebgasse 6 im Besitz von Franz und Alois Anger. Die meisten Häuser besaß die Familie jedoch eindeutig in ihrem Heimatbezirk Hernals, wie aus den Einträgen im Häuser-Kataster Wien 1912 Heft 17: Hernals zu ersehen ist.

Die Brüder Franz und Alois Anger waren es auch, die das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt leiteten, wie aus diesem Eintrag im Compass von 1910, Band III, Teil 1 hervorgeht:

Anger Josef & Söhne, XVII. Hernalser Hauptstr. 122 (1866). I Franz A., Alois A.  Angersöhne, Wien Hernals. 300 Arb., 100 HP Dampfm. Erz.: Nähmasch., Masch. für Buchbinder, Druckereien, Kartonnagef., Musterschneidm. etc. Spez.-. Buch- binder- u. Buchdruckmasch.  Rußl., Jap., Ägypt., Türk., Bulg., Serb., Rum. T 20.194, P 22.788.

In diesem Eintrag werden auch die wesentlichen Erzeugnisse und hauptsächlichen Zielländer für die Exporte des Unternehmens genannt, also Russland, Japan, Ägypten, die Türkei, Bulgarien, Serbien und Rumänien. Das waren die klassischen Zielländer für Erzeugnisse aus der österreichisch-ungarischen Monarchie zu dieser Zeit, wobei Österreich vor allem durch günstige Preise, auch aufgrund einer relativ schwachen heimischen Währung, punkten konnte.

Durch die zahlreichen Inserate und Einträge in Branchenverzeichnissen lässt sich nachvollziehen, welche Produkte die Firma Josef Anger & Söhne anbot. Dazu gehörten, neben den Haupterzeugnissen für den Buchdruck, etwa auch Turngeräte, Kaffeemühlen und Schreibmaschinen-Untergestelle.

In den 1920er Jahren tritt nach dem Tod von Franz Anger (senior) die bereits dritte Generation der Familie Anger mit Franz Anger (junior) in die Geschäftsleitung ein:

13.108. Wien, XVII., Hernalser Hauptstraße 122, Josef Anger & Söhne. Maschinenfabrik und Eisengießerei. Der G. Franz Anger (sen.) infolge Ableben gelöscht. Eingetreten als G.: Josef Anger und Franz Anger, Fabrikanten in Wien. Vertretungsbefugt nunmehr: Der G. Alois Anger kollektiv mit einem der G. Josef Anger und Franz Anger. F. Z.: Der G. Alois Anger und je einer der beiden G. Josef Anger und Franz Anger unterfertigen kollektiv den Firmawortlaut. — Wien, 18. V. 1921.

[Zentralblatt 1921, S. 784]

Auch Alois Anger starb bald darauf:

5211. Wien, XVII., Hernalser Hauptstraße 122, Josef Anger & Söhne. Gestorben der G. Alois Anger. Bis auf weiteres wird die Firma vom erbl. Sohne René Anger gemeinsam mit einem der beiden überlebenden G. Franz Anger oder Josef Anger vertreten und gezeichnet. — Wien, 22. II. 1927. — (Ges. 25, 150/10.)

[Zentralblatt 1927, Teil 1, S. 257]

Der Sohn von Alois Anger, Renée Anger, übernahm seine Position im Unternehmen offiziell am 25.09.1928 [Zentralblatt 1928, Teil 2, S. 815].

1932 trat Franz Anger aus der Geschäftsführung aus [Zentralblatt 1932, Teil 1, S. 222] und auch Ing. Renée Anger verließ wenig später das Unternehmen [Zentralblatt 1936, S. 354], womit Josef Anger als einziger Geschäftsführer verblieb. Dieser verkaufte das Unternehmen 1941:

6476. Wien, XVII., Hernalser Hauptstraße 122, Josef Anger & Söhne. Maschinenfabrik, Eisengießerei usw. Das Unternehmen ist von Josef Anger auf Ing. Alfred von Radio-Radiis und Ing. Gaston von Radio-Radiis, beide Industrielle in Wien, übergegangen. Nunmehr offene Handelsgesellschaft seit 4. VI. 1941. — Wien, 20 VIII 1941 — (HR. A 5634.)

[Zentralblatt 1941, S. 346]

Nähere Informationen zu Alfred von Radio-Radiis liefert unter anderem das Wien Geschichte Wiki (abgerufen am 08.11.2019). Er war Mitbegründer der Österreichischen Saurerwerke (vgl. Wikipedia-Eintrag), über die in diesem Artikekl nur im engsten Zusammenhang mit dem Unternehmen Josef Anger & Söhne geschrieben werden soll.

Der Name Josef Anger & Söhne blieb jedoch erhalten und es wurden auch weiterhin zahlreiche Inserate geschaltet, auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg. So erschien ein größeres Inserat im Zentralblatt von 1948 auf S. 104:

Zentralblatt 1948_Inserat_Anger

Karl Radio-Radiis trat gleichfalls in die Geschäftsführung ein:

8234. Wien, XVII., Hernalser Hauptstraße 122, Josef Anger & Söhne. Eingetreten als G.: Karl Radio-Radiis, Kaufmann, Wien. - Wien, 2. XII. 1950. - (HR. A 5634.)

[Zentralblatt 1950, S. 570]

Einer der letzten Werbeeinträge findet sich im Industrie-Compass von 1953 auf S. 2382:

Compass_1953_Inserat_Anger

Der Finanz-Compass von 1955 berichtet auf Seite 597 im Eintrag zu den Saurerwerken, zu deren Vorstand  auch Alfred und Karl Radio-Radiis gehörten, über die Geschichte des Unternehmens und die Übernahme diverser Unternehmen in den Konzern, darunter auch Josef Anger & Söhne:

Die Gesellschaft ist aus der im Jahre 1906 gegründeten „Österreichische Saurerwerke-Kraftfahrzeug-Ges. m. b. H.“ hervorgegangen. Im Zuge der Kriegs- und Nachkriegsereignisse erlitt sie durch Einbuße fast des gesamten Maschinenparkes und Vernichtung des größten Teiles der Gebäude schwere Schäden, die 1945 zur restlosen Produktionseinstellung führten und in den Jahren 1946 —1948 wieder behoben worden sind. Die Gesellschaft befaßt sich mit der Erzeugung von Lastkraftfahrzeugen und Omnibussen sowie Spezialfahrzeugen, von denen ein namhafter Teil exportiert wird. Auf Grund eines Vertrages mit der Deutschen Auto-Union, Düsseldorf, hat sie die Generalrepräsentanz für den Vertrieb von DKW-Wagen in Österreich inne. Dem Konzern der Gesellschaft gehören die Wagen-, Karosserie- und Waggonfabrik J. Rohrbacher, Ges. m. b. H., Wien, XIII, die Maschinenfabrik u. Eisengießerei Josef Anger & Söhne, Wien, XVII., und die Kraftwagen-Vertriebs-Ges. m. b. H., Salzburg—Parsch (mit Zweigniederlassung in Innsbruck) an. Außerdem unterhält die Gesellschaft eigene Niederlassungen und Kundendienststellen in Graz, Linz und Klagenfurt. Enge Beziehungen bestehen zu der Automobilfabrik Priboj, Priboj na Limu, Jugoslavien, welche auf Grund eines Lizenzvertrages Fahrzeuge sämtlicher Saurer-Typen erzeugt.

Ein neuer Prokurist für "Josef Anger & Söhne" wird 1956 ernannt:

9947. Wien, XVII., Hernalser Hauptstraße 122, Josef Anger & Söhne. Einzelprokurist: Ing. Kurt Friedl, Wien. — Wien, 4. XII. 1956. — (HR. A 5634.)

[Zentralblatt 1956, S. 796]

Und noch im Industrie-Compass von 1958 findet sich auf S. 812 ein regulärer Eintrag zum Unternehmen:

Anger Josef & Söhne, XVII, Hernalser Hauptstr. 122, Maschinenfabr.u. Eisengießerei (1866) I Ing. Gaston Radio-Radiis, Karl Radio Radiis. Pa Ing. Kurt Friedl. f Angerguß Wien Hernals. Erz.: Allgem.Maschinenbau, Grauguß etc. [2 T 66-14-26, 66-14-27. P 22.788. Bkv.: Creditanst.-Bankver.

Doch bereits ein Jahr später erscheint nur noch ein Eintrag mit dem Zusatz "Betrieb stillgelegt" im Compass von 1959 auf S. 814 und 1960 wurde die Firma endgültig aus dem Handelsregister gelöscht, wie das Zentralblatt von 1960 auf S. 446 bekannt gibt:

5431. Wien, XVII., Hernalser Hauptstraße 122, Josef Anger & Söhne. Die Firma ist erloschen. — Wien, 17. V. 1960. — HR. A 5634.

Damit endet die Geschichte eines traditionsreichen Wiener Industrieunternehmens, welches sich über drei Generationen im Besitz der Familie Anger befand und Hernals über viele Jahre hinweg mitgeprägt hatte.

Bereits zwei Jahre später wurden 1962 auch die noch verbliebenen Wohn- und Fabriksgebäude in der Hernalser Hauptstraße 122 abgerissen und durch eine städtische Wohnhausanlage ersetzt [vgl. Trude Neuhold, Wien-Hernals, Erfurt 2008. S. 102].

Verfasst von:

Mag. Christian Benesch

Betreuung des Compass-Archivs und von ZEDHIA im Compass-Verlag

Diplomstudium Geschichte an der Universität Wien