Krupp-Gussstahl, die Erfolgsgeschichte eines deutschen Unternehmens bis 1880, Teil 2

Dies ist der 2. Teil des Blogartikels zu einigen der interessantesten Daten und Berichte, die auf ZEDHIA über die Firma Krupp verfügbar sind. Der 1. Teil kann hier abgerufen werden.

Fortsetzen möchten wir mit einem Bericht über die Feuerbekämpfung und die bescheidenen Anfänge des Friedrich Krupp, die im Rahmen einer Ausstellung präsentiert wurden:

Auch Hr. Krupp, der Erfinder der Gußstahl-Kanonen, in Essen, hat sich bei einer friedlichen Ausstellung betheiligen wollen, und in dieser einen ebenso ehrenvollen Platz eingenommen, als sonst mit seinen Kanonen. Er hat in seinen Werkstätten unter anderen Einrichtungen auch einen eigenen Feuerrettungsdienst
eingerichtet und hier ausgestellt. Er hat das Modell eines Hauses eingesandt, in welchem man seine Feuerwehrmänner die verschiedenen Rettungsanstalten treffen sieht. Das Modell veranschaulicht einen Fall, in welchem die Treppe des brennenden Hauses nicht mehr benutzt werden kann. Während zwei Pompiers
die Thüre mit der Axt einschlagen und während Andere die Pumpen vorbereiten, hat eine ganze Abtheilung die Vorderseite des Hauses auf Hakenleitern erklommen und trägt aus den Fenstern vermittelst verschiedener Geräthe die Bewohner hinaus.Das muß die Sache weniger Minuten sein. Nach dem Plan des Hrn. Krupp sollen alle Pompiers und alle Bewohner mit einem Strick mit Haken versehen sein, um im Nothfall ihre Rettung ganz allein bewerkstelligen zu können, indem sie sich Außen herunterlassen.
Dicht daneben hat Hr. Krupp einen Reliefplan der von ihm geschaffenen Arbeiterkolonie Kronenberg ausgestellt. Aber was soll dicht dabei jenes kleine, bescheidene ländliche Häuschen? Es ist das Haus seiner Eltern! Von dort ist er ausgegangen, und indem er dies Andenken ausstellte, wollte er allen seinen Leuten ein Beispiel und eine Lehre geben, wie weit es ein Arbeiter mit Fleiß, festem Willen und geordnete« Leben
bringen kann.

Nachzulesen im Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger vom 26.07.1876, Nr. 174, S. 6

In der Ausgabe vom 28.07.1876, Nr. 176 erschien auf S. 5 ein längerer, ausführlicher Bericht, über die eigenständigen Anstrengungen der Firma Krupp die Fürsorge für die eigene Arbeiterschaft betreffend. Dazu gehörte die Bereitstellung von Wohnraum und die Schaffung von Konsummärkten, mit dem Ziel die verkauften Produkte zum Selbstkosten bzw. Großhandelspreis anzubieten, aber etwa auch die Schaffung von Werkstätten für Invalide - siehe folgende PDF mit dem gesamten Bericht:

Das Übergewicht der Firma Krupp in der deutschen Stahlproduktion kann auch anhand der Statistik der vorhandenen Birnen für den Stahlgewinnungsprozess veranschaulicht werden, wie sie in der Ausgabe vom 04.10.1876, Nr. 234, S. 5 erschien:

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Ein weiterer Bericht über die von Krupp geschaffenen Nebengewerbe um die Invaliden unter den Arbeitern weiter zu beschäftigen [30.11.1876, Nr. 283, S. 4]:

Essen, 24. November. Das Etablissement der Kruppschen Gußstahlfabrik ist, wie gemeldet wird, um einen neuen, mit der Gußstahlfabrikation keineswegs verwandten Industriezweig vergrößert resp, erweitert worden. Es ist dies nämlich die in der Kolonie Nordhof eingerichtete Bürstenfabrik, in welcher den Arbeitern, die durch irgendwelche auf der Fabrik erlittene Gebrechen ihrem erlernten Beruf nicht mehr nachgeben können, Gelegenheit gegeben ist, sich etwas mehr zu verdienen, als die eventuelle Invalidenpension betragen würde. Der Betrieb soll bis zu 80 Mann ausgedehnt werden, und wird zunächst nur Handelswaare fabrizirt. Wie verlautet, soll aus gleichem Grunde auch eine Tabak- resp. Cigarrenfabrik eingerichtet werden.

Produktion laut dem Jahresbericht von 1876 in der Ausgabe vom 31.08.1877, Nr. 204, 5:

Auf dem Kruppschen Werke in Essen wurden nach dem Jahresbericht der dortigen Handelskammer im Jahre 1876 6,104,891 Kilo Gußwaaren, 6,795,167 Kilo Schmiedeeisen und 102,151,048 Kilo Stahl fabrizirt. Die Arbeiterzahl in Essen betrug im Januar 1876 9741 Mann und wurden im Laufe des Jahres bis zum Dezebber auf 8322 Mann reduzirt. Die Zahl sämmtlicher Grubenarbeiter verringerte sich von 6839 auf 6111 Mann.

Ausführlicher, detailriecher und interessanter Bericht über die Arbeitsverhältnisse in den Krupp’schen Werken [vgl. untenstehende PDF] in der Ausgabe vom 04.09.1877, Nr. 207, S. 3:

Kosten für die Versicherung des Essener Betriebs [DR 03.12.1877, Nr. 285, S. 9]:

Die Kruppsche Gußstahlfabrik ist, wie die .Ess. Z.' mittheilt, vor Kurzem wieder versichert worden, und zwar zu da Summe von 38 Millionen Mark. Die Firma hat jährlich an, zwölf betheiligte Feuerversicherungs-Gesellschaften Prämienarider in Höhe von 48,000 M zu zahlen. Allein an Stempelgebühren waren für die fünfjährige Dauer der Policen 1200 M zu entrichten.

Produktion in Essen und Lebensverhältnisse der Arbeiterschaft, aus dem Jahresbericht von Krupp, erschienen im DR vom 01.05.1879, Nr. 102, S. 4:

Die »Wes. Ztg." theilt aus dem Jahresberichte der Fr. Kruppschen Werke in Essen Folgendes zur Charakterisirung der großartigen Anlagen mit: In der Gußstahlfabrik sind 8500 Arbeiter beschäftigt. Es stehen daselbst 298 Dampfkessel und ebenso
viele Dampfmaschinen mit zusammen 11000 Pferdekräften, und 77
Dampfhämmer von 2 bis 1000 Etc. im Betriebe. Monatlich werden 300 Kanonen verschiedener Größe erzeugt, und seit 1847 sind über 15 000 Kanonen angefertigt worden. Täglich werden 1800 t (zu 1000 kg) Kohlen und Koks verbraucht. Gasflammen Brennen
täglich 21000. Eine etwa 60 km lange Eisenbahn mit 24 Lokomotiven und 700 Waggons vermittelt den Verkehr innerhalb des
Fabrikbesitzes sowie mit der benachbarten Eisenbahnstation. Im
Etablissement befinden sich 44 Telegraphenstationen. Die Fabriksfeuerwehr verfügt über 8 Feuerspritzen nebst Zubehör. Ein neuer Schieß-Platz von 18 km Länge wurde bekanntlich bei Meppen eingerichtet.
In den Bergwerken der Firma sind 5300 Arbeiter mit der
Kohlen- und Erzgewinnung beschäftigt. Die Gruben in Nordspanien
liefern jährlich 200 000 metr. Tonnen Eisenerz, die auf fünf, dem
Etablissement gehörigen Dampfern verschifft werden. Die Hütten-
der Fabrik beschäftigen weitere 7QQ. Arbeiter. Nicht minder
wichtig ja nachahmenswerth ist es, daß Krupp auch für das leibliche und geistige Wohl seiner Arbeiter und ihrer Familien Sorge trägt.

In den 3278 Arbeiterwohnungen der Firma wohnen 16.200 Personen.
22 Verkaufsstellen für Kolonialwaaren, Manufakturen, Kurzwaren, Möbel, Fußbekleidung, Fleisch, Mehl u. s. w. werden die Artikel, zu Engrospreisen abgegeben. Die Fabriksbäckerei erzeugt täglich über 195 000 kg Brod; das Getreide hierzu wird durch eigene

Agenten, meist in Odessa, gekauft. In vier Volksschulen mit zusammen 21 Klaffen, sowie in einer Industrieschule für Mädchen und Frauen wird der nöthige Unterricht ertheilt.

Am 19.05.1879 erschien im DR Nr. 116 auf S. 8 ein großes Inserat für eine Kruppsche Anleihe:

Im Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischer Staats-Anzeiger vom 29.08.1879, Nr. 202, S. 9-10, wurde ein ausführlicher Bericht über die Firma Krupp abgedruckt, mit zahlreichen Daten und Details zur Unternehmensentwicklung:

Verfasst von:

Mag. Christian Benesch

Betreuung des Compass-Archivs und von ZEDHIA im Compass-Verlag

Diplomstudium Geschichte an der Universität Wien