Klischee und Zeitzeugnis: Eine Frauenzeitschrift von 1934

Was Frauen im Jahr 1934 bewegte – oder besser gesagt: bewegen sollte – wird bei der Lektüre der Zeitschrift „Unsere Frauenzeitung“ (Ausgabe April 1934) deutlich.

Zum einen dreht sich alles um den beginnenden Frühling und was frau zu dieser Zeit beachten sollte; im Wesentlichen umfassen die „relevanten Themen“ Fragen zum Frühjahrsputz, zur Pflanzenwelt und natürlich zum äußeren Erscheinungsbild: von den neuesten Modetrends über Diättipps bis hin zum Einfluss der Frühlingssonne auf die Haut.

Quelle: Unsere Frauenzeitung. Illustrierte Zeitschrift für die österreichische Frau. Hrsg. vom Compass-Verlag. 1. Jg. Heft 3 April 1934. Wien: Compass-Verlag 1934. S. 14.

Zum anderen eröffnet die Frauenzeitung die Aprilausgabe mit einem für die damalige Zeit vielleicht eher ungewöhnlichen Artikel. Er trägt den klangvollen Titel „Mit dem Motor in den Frühling“ und betont die Vorzüge des Auto- und Motorradfahrens, das 1934 zu einem echten und hautnahen Naturerlebnis in keinster Weise im Widerspruch zu stehen scheint. Dass außerdem eine Frau hinter dem Steuer durchaus nicht schlecht aufgehoben ist, suggeriert ein Foto, das eine potentielle Lenkerin auf einer Motorhaube sitzend und den Ausblick über den Wienerwald genießend zeigt. Allerdings ist gleich im zweiten Satz vom „glücklichen Herrn“ über den Motor die Rede. Aber auch die Frau, die ja in erster Linie die Zielgruppe der Zeitschrift ist, darf sich bereits 1934 zumindest indirekt als Autofahrerin angesprochen fühlen – wenn auch klischeehaft: „So dir aber, lieber Leser und schöne Leserin, kein Motor zur Verfügung steht, dann nimm an Stelle der HPs Schusters Klappen und wandere, wandere! Nie wieder wird das Jahr so hold und schön!“

So klischeebeladen und – wie man heute sagen könnte – beinahe sexistisch viele Passagen in der Frauenzeitung anmuten, so deutlich spiegeln sie die österreichische Gesellschaft der 1930er wider. Was die Leserin zu interessieren hatte, waren, neben den bereits genannten Punkten, Kindererziehung und wie sie ihren Mann und (erst in der Folge) sich selbst glücklich machen konnte. So wird neben zwei Brautmodenfotos der „Weg ins Glück“ beschrieben: „Eine glückliche Ehe verlangt: […] tiefstes Sicheinfühlen in die Wesenheit des Partners, weise Rücksichtnahme. Die Frau, die sich darüber klar ist, die sich für diese Aufgabe gebildet hat, die ihren Gatten nach diesen Gesichtspunkten wählt, für sie wird der Weg in die Ehe das sein, was ihrer Mutter Segenswunsch für sie erfleht: der Weg ins Glück.“

 

Was uns heute als nicht ganz ernst zu nehmendes, veraltetes Relikt aus der Medienwelt erscheinen mag, zeigt doch sehr deutlich, was die damalige Gesellschaft von einer Frau erwartete. Die Themen, die in der Zeitschrift behandelt werden, sollten nicht nur für viele Frauen interessant sein, vermutlich waren sie das auch tatsächlich. Neben den vielen Hausfrauen- und Modetipps gibt es zumindest vereinzelt Texte über Kultur und Reportagen über das Alltagsleben (wenn es auch um die Beschreibung eines Lebensmittelmarktes geht, den die Frau als Hausfrau und Köchin durchaus als ihr „Revier“ bezeichnen konnte/musste). Wer auf der Suche nach einem weit verbreiteten Bild der „modernen Frau“ von 1934 ist, wird in der Frauenzeitung definitiv fündig.

Verfasst von:

Sabine Wodni

ZEDHIA-Projektassistentin

Lehramtsstudium Deutsch und Englisch an der Universität Wien

Abgeschlossene journalistische Ausbildung (Katholische Medien Akademie)